5. Strukturen in der Nachwuchsförderung
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18. Oktober 2006 (Pöhlitz) - Das Fördersystem im Nachwuchsleistungssport muss alle Strukturen und Maßnahmen, die langfristig die Erfolgschance im Spitzensport erhöhen sollen, erfassen. Das System bietet Förderung für engagierte und leistungsmotivierte Talente an, die bereits mehrjährig Herausforderungen in Sport und Umfeld eigenständig bewältigt haben. Ziel ist, dass mit steigendem Leistungs- und Altersnivau (keine frühzeitige, unangemessene Förderung von Kindern, Schwerpunkt der Landesförderung im Jugendalter und Anschlussbereich) auch das Anreizniveau (Vergünstigungen, Unterstützung, Auszeichnungen, Prämien) bis in das U23-Alter durchgängig steigt.
Sportvereine im Nachwuchsleistungssport
Die Vereine binden Talente oft langfristig, sichern in der Regel – mitunter auch in vereinsübergreifenden Talentgruppen – einen Großteil des täglichen Trainings ab und sind die Grundlage zur Bildung von Stützpunkten. Häufig erfolgt zugunsten der Spitzensportkarriere ein- oder mehrmals ein Vereinswechsel.
Von den Sportvereinen wird erwartet, dass vielfältige attraktive Übungs- Spiel- und Trainingsangebote gewährleistet werden, die überwiegend auf Wettkampf- und Leistungssport ausgerichtet werden. Die Forderung, dem einzelnen Talent klar darzustellen, wo die vereinseigenen Grenzen der Möglichkeiten liegen und wo eine weiterführende Hochleistungskarriere in einem anderen Verein (vorausgesetzt dort arbeitet ein qualitativ guter Trainer ! ) Erfolg versprechend fortgesetzt werden soll, muss forciert werden .
Die kommunale Förderung muss gesichert und wieder verbessert werden. Den Negativ-Trends der letzten Jahre ist entschieden entgegenzuwirken und auch die Möglichkeiten der Länder und Landessportbünde zur direkten Vereinsförderung sind auszubauen. Damit wird die Basis für die Talentsuche und die Grundlage zur weiteren Entwicklung von Nachwuchsathlet/Innen bis in den Spitzenbereich und zur Bildung von Stützpunkten gestärkt.
Stützpunkte und Olympiastützpunkte
Zentrale Zielstellung des Stützpunktsystems ist es, ein qualitativ hochwertiges tägliches Training in ausreichendem Umfang zu gewährleisten.
In Bundesstützpunkten, Bundesstützpunkten – Nachwuchs und Landesstützpunkten wird zusätzlich zum Vereinstraining ein vereinsübergreifendes Training mit hoch qual ifizierten Trainer/Innen für die Kaderathlet/Innen der Region angeboten.
Die Olympiastützpunkte betreuen die A- bis C-Kader der Spitzenverbände bei Priorität für Top Teammitglieder. Um dieses Ziel flächendeckend erreichen zu können, müssten in Zusammenarbeit mit den Stützpunkten Außenstellen entstehen. Die koordinierende Mitwirkung in der Erstellung und Umsetzung der Regionalkonzept, der Leitung der Regionalteams der Eliteschulen des Sports, der Kooperation mit Hochschulen und in der Planung und Umsetzung der dualen Karriere hat sich außerordentlich bewährt, muss aber ausgebaut und grundsätzlich professionell modernen Ansprüchen angepasst werden. Die besondere Kompetenz von OSP-Mitarbeitern (Trainingslehre, Sportmedizin u.a.) soll punktuell in Fortbildung u.a. von Trainern eingesetzt werden.
Kaderstrukturen in der Nachwuchsförderung
Das Kadersystem bildet die Grundlage für eine gezielte Förderung. Die Förderung ist insbesondere auf die Gewährung der trainingsinhaltlichen Bedingungen für erfolgreiche sportliche Karrieren gerichtet.
Der Kaderstatus ist Kriterium für Fördereinrichtungen wie OSP, Stiftung Deutsche Sporthilfe, Bundeswehr, Bundespolizei, Zoll, Zivildienst, Hochschulen, regionale Sporthilfen, Landespolizei, Kommunen, Vereine etc. Die Berufungen für Landes- und Bundeskader erfolgen durch die Verbände, in der Regel jährlich zu Beginn des Trainings- und Wettkampfjahres. Rechte und Pflichten der Kadersportler werden im Leistungssportkonzept des Verbandes festgelegt. Im Sinne der inhaltlichen Konzentration soll der Schwerpunkt der Förderung in den Ländern im Jugendalter und dem Anschlussbereich liegen.
Der D-Kader bildet die erste Stufe der Förderung und ist Schwerpunkt der Landesförderung im Alter des Aufbautrainings. Die Unterteilung in D1-D4 wird aufgelöst. Die D-Kader-Aufnahme sollte deutlich erschwert werden, damit eine höhere Übergangsquote in die DC- bzw. C-Kader erreicht werden kann.
In den DC-Kader werden einzelne, aufgrund besonderer Spitzensport-Perspektive ausgewählte Sportler aus dem D-Kader aufgenommen. Als Landeskader bleibt er weiterhin im täglichen Training in der Förderkompetenz der Länder, kann aber in Maßnahmen des Spitzenverbandes einbezogen werden.
Der C-Kader ist der Bundes-Nachwuchskader des Spitzenverbandes. Er umfasst Athlet/Innen mit der höchsten mittel- bzw. langfristigen Erfolgsperspektive für den internationalen Spitzensport sowie aussichtsreiche Teilnehmer/Innen an internationalen Wettkampfhöhepunkten im Juniorenbereich. Kriterium für die Auswahl ist die langfristige Spitzensportperspektive. Merkmale zur Auswahl sind:
- perspektivisch bedeutsame Leistungsvoraussetzungen einschlieĂlich kĂśrperbauliche Disposition und Gesundheitsstatus
- Wettkampfleistungen und -erfolge , Stand und Entwicklung
- Bereitschaft zum leistungsorientierten Training nach RTP
Eine längerfristige Förderung der C-Kader wäre sinnvoll, auch unter dem Aspekt, dass im C-Kader-Alter die Entwicklung der Jugendlichen oft plateauförmig, auch mit längeren Leistungsentwicklungsstill-ständen verbunden sein können.
von Lothar Pöhlitz